Mittwoch, 10. August 2011

Zwei Mädels, ein Held und kein Schiff

Wenn Sie auch noch nie von einer Oper gehört, geschweige denn überhaupt eine gehört haben, die da mit den prachtvollen Gestalten


Aida

ist absolute Pflicht. Die MÜSSEN Sie kennen, wenn Sie sich bei einer Einladung zur "Aida" nicht unsterblich blamieren wollen, weil Sie in Badeklamotten aufgetaucht sind, um das gleichnamige Schiff zu besteigen.

Geschrieben hat dieses musikalische Monstrum Giuseppe Verdi, ein kleiner Italiener, der damals nicht ahnte, dass seine Arien 120 Jahre später Eingang in die Werbung von "Choco Crossies" (NEU: jetzt auch mit Nuss-Sperrholz-Rauhfaser-Geschmack in Ihrem Tiefkühlregal) finden würden...

Die Handlung in sehr kurzer Kurzform: Ägypten zur Zeit des alten Ägypten. Der Feldherr Radames (allein der Name ist schon bescheuert, eigentlich müsste der Typ "RadABes" heissen, Sie sehen gleich, warum) muss sich nach einem siegreichen Feldzug entscheiden, ob er eher die Tochter des Pharaohs heiratet, steinreich wird und später das Königreich regiert, oder ob er doch lieber mit einer Sklavin und Geisel durchbrennen und ein Leben in Armut und Schande und ohne Palmwedler verbringen will.

Natürlich entscheidet er sich prompt falsch (und man fragt sich, wie so ein Idiot einen schwierigen Feldzug gewinnen konnte) und wird eingemauert, was ihm den Tag und den kurzen Rest des Lebens versaut, weil sitzengelassene Pharaonentöchter auf "Sitzengelassen werden" gelegentlich sehr ungehalten reagieren.

Das Ganze geht ab unter viel Gesang, mit Mords-Orchesterbegleitung und Chorgebläse und wenn es nicht gerade ein drogensüchtiger Intendant oder ein extrem bekloppter Regisseur auf Speed inszeniert hat, dann gibt es neben dem Gesang auch Massen von Leuten in wundersamen und sonderbaren Kostümen zu sehen - wie bei einer Papstaudienz, nur ohne Papst.

Wenn Sie sich also nun hübsch aufgerüscht und die Badeklamotten im Schrank gelassen haben, dann erwartet Sie beispielsweise das extrem bekannte (wenn Sie nur IRGENDWANN das Radio versehentlich auf dem Klassiksender oder eben Choko-Crossies in sich hineingesteckt hatten) Evergreen der Klassik, nämlich der "Triumphmarsch", aber auch viele andere Songs zum mitschunkeln und mitklatschen - nur "La donna è mobile" aus der Choco-Crossie-Werbung hören Sie nicht, da habe ich Sie auf den Arm genommen, das ist zwar auch von Verdi (übrigens nicht mit der gleichnamigen Gewerkschaft verwechseln), aber aus "Rigoletto" (was ja auch wie irgendwelcher Nestlé-Süßkram klingt).

In der viel zu kurzen Opernpause können Sie ja Ihren Schmerz mit Sekt und Bockwürstchen betäuben und versuchen, die zweite Halbzeit im Vollrausch zu überstehen, hauptsache, Sie geben nicht Beethoven oder --> Mozart die Schuld an "Aida".

Jedenfalls merken Sie sich:
Sollten Sie jemals die Wahl zwischen einer reichen, gutaussehenden Pharaonentochter mit einer unermesslichen Mitgift und einem armen Luder mit ohne garnix haben - nehmen Sie lieber die Pharaonentochter und halten Sie sich das arme Luder als Geliebte. Und lassen Sie sich dabei nicht erwischen. Ist gesünder.

Und merken Sie sich außerdem:
Sollten Sie auf der "Aida" Lieder aus "Aida" singen, so ist das nicht witzig, sondern ein legitimer Grund, Sie über Bord zu schmeissen.

P.S. Die Musikstücke werden in den links von irgendwelchen Pappnasen mit einem Kinderpiano intoniert, in Wirklichkeit ist es viel schlimmer!

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