Freitag, 2. September 2011

Von Mauern und Pizzen

Der Herr auf diesem Bild

Sprung am Tag des Baus der Berliner Mauer

springt über eine Mauer, die Sie aber nicht sehen können, weil sie noch nicht steht, sondern gerade eben erst gebaut wird.

Neben der chinesischen Mauer, die sie heute noch bewundern können, kam die Staatsführung der sogenannten DDR am 10. August 1961 (da waren Sie und ich nicht einmal ein Funkeln in den Augen unserer Väter) auf den lustigen Einfall, am hellichten Tage quer durch Berlin eine Mauer zu ziehen.

"Oh" werden Sie jetzt sagen, "oh, wer kommt denn auf so eine absurde Idee?"

Nun, auf so eine absurde Idee kann natürlich nur ein absurder Staat mit einer absurden Ideologie kommen. Genau so ein Staat war die DDR. Die DDR war laut Eigendefinition der „sozialistische Staat der Arbeiter und Bauern“, was aber nicht bedeutet, dass es dort keine intelligenten Menschen oder Apotheker oder Angestellte gegeben hätte.

Die Idee dahinter war ungefähr die, dass jeder wie ein Bekloppter schafft und die damit erarbeiteten Güter dann gerecht unter allen aufgeteilt werden.

Nun versuchen Sie einfach einmal, eine stinknormale Pizza in ganz exakt 32 Teile zu teilen. Sie werden schnell sehen, dass das nur in der Theorie funktioniert, weil auf dem einen Teil ein größeres Stück Salami liegt (wenn Sie eine Salamipizza geschnitten haben), auf einem anderen dafür mehr Pilze sind (wenn es eine Salami-Pilze-Pizza war). So ähnlich war es in der DDR. Hinzu kam, dass es da sogar Leute gab, die gerne Pizza gegessen hätten, aber da kein Italiener bei klarem Verstand in der DDR eine Pizzeria eröffnet hätte (und der Staatsrat der DDR zu doof war, selbst welche zu backen), gab es eben niemanden, der das Planziel an Pizzaproduktion erfüllt hätte und viele Leute fanden das doof, weil sie eben nicht immer nur Broiler essen wollten.

Und so kam es, dass viele Einwohner der DDR doch lieber Einwohner der BRD )so nannte sich der etwas cleverere Teil Deutschlands) sein wollten, damit sie Pizza essen konnten, wann sie wollten und nicht dann, wenn das Plansoll für Pizzen erfüllt war. Und deswegen packten sie einfach ihre sieben Sachen und gingen nach West-Berlin, das damals, im Gegensatz zur DDR, eben zur BRD gehörte, wenngleich das vielen in Westdeutschland doch etwas peinlich war.

Nun war zwar die DDR offiziell ja nur der "Arbeiter- und Bauernstaat", trotzdem braucht jeder Staat auch ein paar fähige Angestellte, die den Schreibkram erledigen und auch mal die ein- oder andere Brücke bauen. Und genau diese Leute, aber auch viele Arbeiter und Bauern wollten eben lieber Pizza essen, statt ein "Held der Arbeit", aber eben ohne Pizza zu sein.

Natürlich ging diese Völkerwanderung den Mächtigen in der DDR mit der Zeit auf den Senkel, weil, wenn niemand mehr den Schreibkram macht, dann irgendwann auch ein Generalsekretär überflüssig wird und "arbeitslos werden" war nun nicht in der Lebensplanung des entsprechenden Generalsekretärs vorgesehen. Das überliess er dann doch lieber den Pizzafreunden, die in den Westen "´rübermachten.

Und deswegen liess der damalige Generalsekretär und Staatsratvorsitzende Walter Ulbricht eben von den verbliebenen Arbeitern eine Mauer bauern, um die Bauern vom Abhauern abzuhalten. Das war der ganze Grund.

Erklärt hat der Mann mit dem Spitzbart das den in seinem Ländle verbliebenen Arbeitern und Bauern so, dass die Mauer die friedliebenden Bauern und Maurer der DDR vor den imperialistisch-faschistischen Pizzafressern der reaktionär-kapitalistischen Handlanger der BRD und ihrer amerikanischen Hintermänner beschützen sollte. Und wenn Ihnen das nun wie sinnloser Kauderwelsch vorkommt, dann macht das nichts, das ging den Arbeitern und Bauern in der DDR genauso. Aber "mach was dran". Wenn die Mauer steht, dann steht sie. Punkt und "aus die Maus".

Die Mauer sollte dann noch hundert Jahre stehen (so sagte es Ulbrichts Nachfolger Erich Honecker, als die friedliebenden Völker der DDR ihren 40sten Geburtstag mit einer sehr friedliebenden Militärparade feierten), aber wie das so ist, wenn deutsche Führer über 100 oder 1000 Jahre schwadronieren, dauerte es dann doch nur noch ein paar kurze Monate, bis die Mauer fiel. Hätt´ er mal lieber keine Prognose gewagt, der Erich.

Für mich als Wessi war die Mauer übrigens prima, es liessen sich auf ihr sehr viele lustige Bilder malen und wenn plötzlich keine Bilder mehr auf der Mauer waren, dann war man auf der falschen Seite. So einfach konnte man sich orientieren.

Ganz kapitalistisch wurde die Mauer nach ihrem Fall übrigens in Einzelteile zerlegt und dann verkauft oder als nettes Gimmick an die Regierungen anderer Länder verschenkt, die die Betonteile heute liebevoll in irgendwelchen Parks aufgestellt haben um Skater zu ärgern und weil man auch nicht so genau weiß, was man mit den hässlichen Betonbrocken eigentlich machen soll.

Merken Sie sich: wenn Sie schon keine Pizza im Haus haben, dann sehen Sie zu, dass sie wenigstens Besitzer einer Mauer mit Stacheldraht und Selbstschussanlage zum Nachbargrundstück Ihr eigen nennen. Sonst haut Ihnen die Familie ab und Sie sehen sie nie wieder! Wenn Sie aber genau DAS bezwecken wollen, dann schaffen Sie die Mauer ab. Und anschliessend sich selbst.

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